Rhinos Inside – Folge 5: Interview mit Sigrun "Mary" Koch

Der Name Sigrun Koch war in den 90zigern sowie 2000ern ein Synonym für den Basketball beim USV Halle.

Sigrun "Mary" Koch beim Göttinger Mini-Turnier im Jahr 2009.

Koch war nicht nur als Trainerin beim USV Halle sehr erfolgreich, sondern auch auf dem Parkett. In ihrer aktiven Zeit als Spielerin wird sie sieben Mal in Folge DDR-Meisterin und bestreitet 54 Länderspiele für die DDR. Ein weiteres Highlight war die Teilnahme am Finale im Europapokal der Landesmeister mit gerade mal 20 Jahren.

Nach dem Ende der aktiven Karriere wird Koch Trainerin beim USV Halle und rangiert mit ihren Nachwuchsmannschaften sehr oft ganz oben in der Tabelle. Unter der Initiative von Sigrun Koch wird beim USV nach der Wende eine eigene Nachwuchsabteilung, natürlich auch dank vieler ehrenamtlicher Übungsleiter, aufgebaut. Diese zählt heute immer noch zu den 100 größten in ganz Deutschland.

Für zwei Jahrzehnte begleitete sie diverse Funktionen beim USV Halle und war zudem über zehn Jahre lang für das Ressort Breitensport beim Basketballverband Sachsen-Anhalt (BVSA) zuständig. Im Jahr 2009 wurde Sigrun Koch vom Deutschen Basketball Bund als verdienter Ehrenamtler ihrer Verdienste wegen im Basketball-Sport gewürdigt. Ein Jahr später beendete sie beim größten Mini-Turnier Deutschlands in Göttingen ihre Trainerkarriere beim USV Halle. 

Zum Interview:

Hallo Sigrun, du hast über sehr viele Jahre das Bild des USV Halle Basketball geprägt. Wie bist du eigentlich zum Basketball und dem USV gekommen und wer war dein erster Trainer?

Hallo Christian, ich spiele seit 1963 Basketball in Halle. Mein erster Verein war SC Chemie Basketball. Ich wurde damals in der Sportschule von Franz Pelzl für diese tolle Sportart begeistert, später war mein Trainer Gunther Schmidt. Der SC Chemie Halle wurde dann 1969 zu KPV 69 Halle umbenannt. 1978 wechselte ich dann familienbedingt zur HSG Wissenschaft Halle (Vorgänger vom USV Halle).

Nach der Wende hast du dich federführend um den Aufbau der Nachwuchsabteilung beim USV Halle gekümmert. Wie erging es dir in den Anfangszeiten und welche Probleme gab es damals?

Am Anfang war es vor allem schwierig entsprechende Sporthallen für den Basketball zu bekommen sowie das entsprechende Material wie z.B. Bälle zu organisieren. 1992 begann dann alles unter Abteilungsleiter Andreas Lau mit Schul-AGs im Norden von Halle sowie in Halle-Neustadt. Bereits im zweiten Jahr konnten wir mit den ersten Nachwuchs-Mannschaften am Spielbetrieb teilnehmen.

Du wirst im September 71 Jahre alt und bist nun seit zehn Jahren nicht mehr als Trainerin aktiv, wie lebt es sich im Ruhestand ohne Basketball und mit welchen Gefühlen schaust du heute auf die Sektion?

Ich hatte eine tolle Zeit als Basketball-Trainerin, mit vielen unvergesslichen Erinnerungen. Dafür bin ich sehr dankbar. Jetzt freue ich mich, dass viele ehemalige Spieler immer noch aktiv sind, auf dem Spielfeld oder aber als Übungsleiter und Organisatoren. Michael Schaks, Philipp Streblow oder Marcus Zawatzki möchte ich stellvertretend dafür hier nennen. Selbst halte ich mich zweimal pro Woche mit Basketball fit und genieße es, jetzt spontan mal ein Basketball-Spiel anzusehen.

Du hast in der Zeit als Trainerin hunderte Kinder und Jugendliche trainiert und mindestens genauso viele Spiele an der Seitenlinie erlebt. Erzähl uns doch bitte eine Anekdote, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist.

Mein allererstes Miniturnier (Jahrgang 84/85) als Trainer. Gleich im ersten Spiel ging es gegen die Jungs vom SV Halle, beim Gegner damals noch Michael Schaks. Wir verloren die Partie gefühlt mit 100 Punkten, waren aber am Ende glücklich über die zwei ersten eigenen Treffer. Besonders erwähnenswert: Keiner der Spieler hat den Mut verloren, sondern es wurde in den nächsten Monaten umso besser trainiert. Im Frühjahr fuhren wir dann nach Göttingen zum bekanntesten und größten Miniturnier Deutschlands. Wir verloren zwar dort auch alle Spiele, aber die Spielerfahrung und Freude am Spiel prägte uns alle, Trainer, Spieler und alle mitgereisten Eltern.

Du warst in der Zeit als Trainerin auch viel im Mini-Bereich unterwegs – auf was hast du damals im Training besonders wert gelegt?

Folgende Sachen waren mir wichtig: Klare und vor allem konkrete Ansagen im Training, viele kleine Spiele und Wettbewerbe durchführen, dabei habe ich darauf geachtet, dass alle Kinder Erfolgserlebnisse haben. Freude am Spiel mit dem Ball vermitteln, Fairness und kameradschaftliches Verhalten, Leistungen anerkennen und vor allem Niederlagen einstecken und weiter kämpfen bis zum Schluss!                                                                                     

Seit einem Jahr wird im Mini-Bereich auf 2.60 Meter Körbe gespielt und die Mini-Regeln wurden in vielen Bereichen grundlegend überarbeitet. Wie siehst du die Entwicklung?

Mit gemischten Gefühlen. Ich denke spätestens in der U12 sollte ein normaler Spielbetrieb stattfinden – da ist man aktuell auf einem guten Weg. Mein Motto war damals: Je mehr Spiele desto besser. Einen Mini-Basketball sowie niedrigere Körbe würde ich aus meinen Erfahrungen nur bis U10 empfehlen. Die Regeln für Miniturniere sollten im Rahmen der Vorgaben des Landesverbandes dem Veranstalter obliegen, da er die Rahmenbedingungen vor Ort am besten kennt und somit flexibler handeln kann. Zudem sollte man auch im U10 und U12-Bereich mit richtigen Ergebnissen spielen, wie sollen die Kinder das" Verlieren" lernen, wenn ohne richtige Ergebnisse gespielt wird. Gefragt sind meiner Meinung nach die Übungsleiter, entsprechende Ziele und Motivationen zu schaffen. Hier sollte es deutlich mehr Fortbildungsmaßnahmen für Mini-Basketball-Trainer geben.     

Bisher erschienen bei Rhinos Inside:

Media: Auch Basketball-Nationalspieler Andreas Obst gehörte zu den Kindern, die unter Frau Koch ihre ersten Schritte als Mini auf den Basketballfeld gemacht haben.

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